„Das Gewitter“, verso:
Sitzende Frau vor Straße, 1913
Feder, Tusche, Zeichenpapier,
34 x 26,5 cm
bez. u. dat. l. u.: Das Gewitter 5. Juni 1913,
Gmelin Z 1397, 1398
Staatsgalerie Stuttgart, Graphische
Sammlung (Inv.-Nr. C 1972 / GL 2005)
Provenienz: Erich Stenner, Bielefeld;
Künstlernachlass
Ausstellung: Bielefeld 1991;
Böblingen 2010
Literatur: Gmelin, 1975, S. 49,
Abb. 199; Bielefeld 1991, Kat.-Nr. 66,
Abb. S. 138, Herzog, S. 19, Peters,
S. 32; von Maur / Pöhlmann 2006,
von Maur, S. 255, Abb. 145
Brief vom 07. 06. 1913
„Vorgestern Abend habe ich hier ein
imposantes Gewitter im Freien durchlebt.
Ich hatte einen Spaziergang gemacht
und wurde plötzlich von dem heftigsten
Sturm und Gewitter überrascht. Binnen
einiger Minuten war ich bis auf die
Haut durchnässt und konnte noch mit
knapper Not den Schlosseingang erreichen,
der leider geschlossen war, mir
aber soviel Schutz gewährte, dass ich
nicht fortgespült wurde. Es wurde vollständig
dunkel, und in der Luft war
ein Heulen und Sausen, wie wenn das
jüngste Gericht hereinbrechen würde.
Die fahlen Blitze waren von knatternden
Donnerschlägen begleitet und liessen
den spritzenden Regen in allen Farben
aufleuchten. Das wimmernde Gebimmel
der Kapelle machte die ganze Stimmung
noch schauriger. Triefend kam ich zu
Hause an. Am selben Abend leuchtete
die Sonne feurig rot am Horizont,
durch den Dunst über dem Moor dreimal
vergrössert.“