Ausstellung: Bevor die Bilder und Skulpturen Yael Niemeyers in eine Sammlung in den USA überführt werden, sind sie bis Anfang Oktober im Stennerhaus zu sehen.
Zur Vernissage platzte das Hermann-StennerHaus aus allen Nähten: Mehr als 100 Interessierte drängten sich im ehemaligen Wohnhaus des 1914 gefallenen Bielefelder Nachimpressionisten, um Yael Niemeyer und ihr Werk live zu erleben. Ins Auge fielen, über die Köpfe der Besucherschar hinweg, dennoch sofort die Bilder: Strahlende, vitale Farbflächen, die sich durch- und umeinander schlingen, die dank fein gezeichneter Strukturen und Details mit optischer Tiefe und Perspektive fesseln, welche sich von Fläche zu Fläche jedoch oftmals zu widersprechen scheinen.
Die ebenfalls sehenswerten metallenen Plastiken gingen, da tiefer positioniert, ein wenig in der Menge unter. Die Künstlerin selbst, ehemalige Dozentin der FH-Bielefeld, Gründerin der Kunstsparte an der Musik- und Kunstschule (MuKu) Bielefeld und spätere MuKu-Leiterin, war umlagert von Freunden und Kollegen. Siegfried Gniechwitz hat kürzlich eine Monografie über Yael Niemeyer beendet. In seinem Einführungsvortrag bewunderte er die „exklusiven, großen Bilder“ und die seinerzeit innovativen Skulpturen, lobte die gedankliche Freiheit, den künstlerischen Eigensinn. Niemeyer lauschte interessiert – und korrigierte ihn mit erhobenem Zeigefinger: „Die abstrakte Kunst, wie sie von Amerika kam . . .“ – „Nicht nur!“-„…ja,es gab auch andere Quellen: Bauhaus…“ – „Genau!“
Bei Harfenmusik, Charlotte Michels von der Musik- und Kunstschule spielte ein Prélude von Marcel Tournier, wandten sich die Gäste dann Sekt und Häppchen zu. Und natürlich den in den lichtdurchfluteten, mit ihren Holzböden und Stuckdecken eine heimelige Eleganz ausstrahlenden Räumen positionierten Kunstwerken. Es wäre zweifellos lohnend, in den nächsten Wochen einmal wiederzukommen, um Werk und Räumlichkeiten in Ruhe auf sich wirken zu lassen.
Das Hermann-Stenner-Haus befindet sich in der August Schröder-Straße 12. Es öffnet Do/Fr von 17 bis 19 Uhr, Sa 16-19 Uhr und So von 11-19 Uhr. Yael Niemeyers Werke sind dort noch bis 7. Oktober zu sehen.
Von Heike Sommerkamp, Neue Westfälische