Feder, Tusche, Pergamentpapier
aufgeklebt auf Zeichenpapier,
Skizzen buch in Leder gebunden,
21 x 16 cm,
Blätter in verschiedenen Größen
vorab: Widmung: Feder, Tinte,
Pergamentpapier, in das Buch geklebt:
„Meinem lieben Vater / zum 50. Geburtstag.
/ Der bisherige Lebenslauf in / 12 Federzeichnungen; / von seinem
ältesten Sohne / Hermann“ am rechten
Rand in Bleistift: Meersburg 1914,
Gmelin, Z 1633 – 1644
Privatbesitz
Provenienz: Ilse Hohmann, Hannover;
Künstlernachlass
Ausstellung: Albstadt 1977
Literatur: Bielefeld 1956, Kat.-Nr. 261
(hier als verschollen); Gmelin 1975,
S. 60, Abb. 250 – 252; Albstadt 1977,
Kat.-Nr. 110; von Maur / Pöhlmann 2006,
S. 386, Anm. 50, S. 387, Abb. 245 a – f
Briefauszug Meersburg, 06. 06. 1914:
„Lieber Vater!
Ich weiss, dass meine Bemerkung in
dem letzten Brief Dich gekränkt hat.
Es war voreilig von mir, so zu schreiben.
Seitdem Mutter mir den Brief schrieb,
trage ich mich mit dem Gedanken,
Dich zu Deinem 50. Geburtstag wieder
auszusöhnen. Ich habe es nun in der
letzten Woche unternommen, Deinen
Lebenslauf in Zeichnungen zu illustrie –
ren. All meine Liebe habe ich in diese
Zeichnungen hineingelegt; und es wäre
mir das Schrecklichste, wenn Du oder
jemand anders darüber lachen würde;
um somehr, als ich es mich soviel Mühe
hab kosten lassen. Vieles habe ich
doppelt und dreifach zeichnen müssen,
bis ich die rechte Lösung für das fand,
was ich ausdrücken wollte. Das Buch
ist nur für Dich. Ich will nicht, dass
Onkel Arnold, Tante Frieda, Tante Laura
und Paul, dieser… (ich spare mir
lieber den Ausdruck) ihre faulen Witze
darüber machen. Wenn Du es nicht
verstehen solltest, was ich ja nicht
glaube, so schick es mir zurück. / Sollte
jemand finden, dass ich Konzessionen
dabei gemacht habe, so kann ich mich
mit gutem Gewissen verteidigen. Ich
wollte nichts weiter, als Dir eine Freude
bereiten und ich glaube, dass dadurch
die Zeichnungen eher künstlerischer
geworden sind. / Um eins möchte ich
Dich bitten, wenn Du es Dir zum ersten
mal besiehst, es Dir ganz allein anzusehen.
Und auch nachher soll es nicht
am Kaffeetisch herumgereicht werden
und flüchtig von Allen durchgeblättert
werden. Sondern, wenn es sich jemand
ansieht, so soll er so allein sein, wie
ich es bin oder war, als ich es zeichnete.
Vielleicht findest Du die Idee absurd,
überspannt, aber es ist nun mal mein
Wunsch. Alles das, was ich in meinen
Briefen nicht hab sagen können, habe
ich in die Zeichnungen hineingelegt.“
Brief vom 08. 06. 1914
„Lieber Vater! Meinen herzlichsten
Glückwunsch zu Deinem 50. Geburtstag.
Hoffentlich bekommst Du mein
Geschenk noch rechtzeitig. Ich bin
soeben damit fertig geworden. Bin sehr
gespannt, was Du dazu sagen wirst.
Mein erster Brief ist vielleicht ein
bis(s)chen nervös; ich habe ihn so ganz
aus meiner Arbeitsstimmung heraus
geschrieben. Jetzt setze ich hinzu,
dass Ihr auch lachen dürft, aber nicht
auslachen.“